Mit dem Carl Bechstein Campus können wir gleich in mehrfacher Hinsicht an unsere Berliner Tradition anknüpfen. Seit Carl Bechstein am 1. Oktober 1853 in der Behrenstraße 56 sein eigenes Unternehmen gegründet hat, ist Bechstein Teil der Berliner (Kultur-)Geschichte. So formte er seine Pianofortefabrik zu einem weltweit erfolgreichen Unternehmen, das Kaiser und Könige, vor allem aber das Berliner Bürgertum belieferte.
Der Klavierbauer, der sein Handwerk in Deutschland, England und Frankreich erlernt hatte, setzte dabei nicht auf das damals dominierende Tafelklavier, sondern auf das „Upright Piano“, das aufrechtstehende Klavier und stattete damit nicht nur die Berliner Zimmer aus.
Von Beginn an arbeitete Carl Bechstein eng mit den Künstlern seiner Zeit zusammen, vor allem mit einem: Hans von Bülow, dem Klavierschüler Liszts und späteren Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker. Bülow brachte am 22. Januar 1857 Liszts berühmte h-Moll-Sonate in Berlin auf einem C. Bechstein Flügel zur Uraufführung und ebnete Bechsteins Instrumenten den Weg in die Residenzen und Konzertsäle.
Im Stadtbild hinterließ Bechstein mit seinen Produktionsstätten in der Johannisstraße 4, in der Grünauer Straße, in der Reichenberger Straße, am Moritzplatz und heute in der Kantstraße viele Spuren. Bechstein und Berlin sind seit fast 170 Jahren eng verbunden. Mit dem neuen Carl Bechstein Campus in Berlins Europacity wollen wir diese Beziehung unterstreichen und ausbauen.
Seit 1853 ist auch der Firmensitz von C. Bechstein in Berlin angesiedelt. Heute ist die C. Bechstein Pianoforte GmbH mit rund 8.500 verkauften Instrumenten pro Jahr das erfolgreichste europäische Klavierbau-Unternehmen. Im neuen Carl Bechstein Campus sollen die C. Bechstein Pianofortefabrik GmbH, das C. Bechstein Centrum Berlin und die gemeinnützige Carl Bechstein Stiftung dauerhaft ihre Heimat finden.
Berühmte Komponisten und Pianisten vertrauten und vertrauen auf Instrumente von C. Bechstein: Liszt, Wagner, Brahms, Debussy, Ravel, Rachmaninow, Skrjabin, Prokofjew, Strauss u.v.a. spielten auf und komponierten mit C. Bechstein Instrumenten. Legendäre Pianisten wie Schnabel, Fischer, Backhaus und Rubinstein konzertierten oder nahmen auf C. Bechstein Flügeln auf. Jazzer wie Dave Brubeck, Duke Ellington, Joachim Kühn Paul Kuhn oder auch Oscar Peterson verewigten sich auf Bechstein. Und im Bereich der Popmusik haben die Beatles genauso mit einem Bechstein aufgenommen wie David Bowie, Freddie Mercury (Queen), Supertramp, Elton John, Peter Gabriel und viele andere.
Bis heute ist Bechstein weltweit beliebt bei Klavierspielern und Pianisten und in Berlin beispielsweise in der Philharmonie, im Konzerthaus am Gendarmenmarkt, im Haus der Kulturen der Welt, im Tipi am Kanzleramt, im Wintergarten, im Schloss Britz und zahlreichen weiteren Berliner Institutionen zu finden.
Heute ermöglicht die Carl Bechstein Stiftung beispielsweise mit dem Programm Klaviere für Grundschulen mehr als 230 Grundschulen bundesweit (80 davon in Berlin) ein eigenes Klavier. Mit Partnern richtet die Stiftung zudem den Carl Bechstein Wettbewerb für Kinder und Jugendliche aus, bei dem Kategorien vom Klavierduo bis zum Jazz-Klavier ausgeschrieben sind.
Geschuldet ist das besondere Engagement für Kinder und Jugendliche auch der Tatsache, dass der Umgang mit dem Piano Selbstdisziplin, Geduld und Einfühlungsvermögen erfordert und nicht zuletzt die Fähigkeit fördert, konzentriert und gezielt zu agieren. Eigenschaften, die die frühe Entwicklung eines Menschen positiv fördern, wie dies frühere Generationen bereits vermuteten und die moderne Neurowissenschaft mittlerweile bestätigen kann.
Mit dem Carl Bechstein Campus möchte die Stiftung nun ihr Engagement und ihre Passion für Pianos fortführen und in Berlin verankern.